Lieber Gunnar,
Verschmerzbar oder nicht, darüber will ich mir gar keine Gedanken machen,
das kannst Du Dir vielleicht leisten, aber Lehrkräfte, die Lernenden etwas beibringen möchten, können sich das nicht.
denn: ich finde es ganz einfach unnötig.
Das darfst Du. Du darfst (be)finden was immer Du willst. Aber Lernende empfinden, und manches überraschend anders, als in der Sache versierte Profis. Für die muss Dein Statement einfach nur anmaßend (lies: unnötig arrogant) klingen.
kann man auch gleich schreiben
<p>Dieser Satz wird mit JavaScript … <span id="ausgabe"></span></p>
<script>document.querySelector("#ausgabe").innerText = "zuende geführt.";</script>
Du erhöhst den Grad an Komplexität wesentlich! Du verwendest Markup, welches in meinem „Erstkontakt“-Beispiel nicht notwendig war (complexity++
), um daraufhin DOM-Methoden zu bemühen, diesen aus Sicht des Neulings unnötigen Code-Bloat wieder erreichen (complexity++
) und manipulieren (complexity++
) zu können.
Das ist nicht wirklich komplizierter, es ist genauso ein JavaScript-Einzeiler.
Damit ist Dein Beispiel (hoffentlich sogar für Dich) nachweisbar um ein Mehrfaches komplexer.
Und das skaliert auch.
Wozu? Es ging um „Erstkontakt“, schon vergessen? Das Beispiel zeigt, dass man mit JavaScript innerhalb eines Dokumentes im Browser etwas „mit eigener Intelligenz“ einsetzen kann. Für mehr ist meiner Meinung nach document.write
nicht geeignet. Die Frage nach Skalierung stellt sich erst dann, wenn man sinnvolle Beispiele erörtern möchte. Wir sind nicht in einem Tutorial, wir sind an einer Stelle, an der das Zusammenwirken von HTML und JavaScript als prinzipielle Möglichkeit erläutert wird!
Dass die beiden "ausgabe"
-Dinger im HTML und im JavaScript irgendiwe zusammenhängen, sollte intuitiv ersichtlich sein.
Es ist bei Neulingen aber keinesfalls zu erwarten, dass es das auch tatsächlich ist.
Wenn ein zweites Ausgabefeld gewünscht ist, dürfte auch ein Anfänger erkennen, was zu tun ist.
Und wenn nicht? Wer sich mit HTML noch nicht genügend auskennt, also um die Universalattribute noch nicht weiß (wer braucht die schon, wenn die Schriftgröße mit <h1> bis <h6> eingestellt wird?), dem wird Dein Beispiel weniger sagen, als meines.
Es geht an der Stelle überhaupt nicht darum, das DOM zu erklären. Es geht darum, ein gutes Beispiel vorzumachen.
Nein, es geht darum zu zeigen, dass man eine Programmiersprache innerhalb des Dokumentes nutzen kann, nicht darum wie man das am sinnvollsten tut. Deshalb verwende ich ja auch gebetsmühlenartig den Begriff „Erstkontakt“. Aber wenn es um Tutorials geht, verbietest Du ja dem Lernenden seine wie auch immer verzerrten Perspektiven und lässt nur Deine als die allein gültige zu. Deshalb geraten wir in solchen Kontexten inhaltlich immer wieder aneinander.
Eins, wo man nicht gleich darauf wieder sagen muss: Jetzt haben wir’s so gemacht, ist aber blöd und jetzt lernen wir’s nochmal anders …
Warum nicht auf „historisches Überbleibsel“ plädieren und gut ist's? Das „Erstkontakt“-Beispiel ist tatsächlich so einfach, dass auch und gerade ein Anfänger erkennen muss, dass sich damit nicht viel erreichen lässt. Will man mehr und Raffinierteres, braucht man andere Herangehensweisen - und ist prompt bei den Tutorials.
Stichwort „Erstkontakt“
… Man kann’s auch gleich richtig machen;
Kann man das? Wie beurteilst Du in diesem Fall richtig und falsch? Welche Maßstäbe definierst Du (warum?) als dazu relevant? Nur um document.write
zu vermeiden gleich die Komplexität vervierfachen? Wenn das Beispiel nur und ausschließlich zeigen soll, dass in einem HTML-Dokument im Browser eine Scriptsprache eingesetzt werden kann? Ist es da (nochmals: warum?) richtig, ein Mantra zu singen, das in genau diesem Kontext keine Relevanz für den beabsichtigten Erkenntnisgewinn hat?
Oder habe ich Dich schon wieder beim Missionieren erwischt?
Anfänger müssen gar nicht erst wissen, dass es so etwas wie document.write()
überhaupt gibt.
Warum nicht? Und wozu listen wir es in der Doku? Und wenn Du (be)findest, dass Anfänger dieses nicht wissen brauchen, was brauchen sie statt dessen? DOM-Methoden? An dieser Stelle?
In meinem Englisch-Unterricht habe ich begonnen, gegen die Lehrwerke zu argumentieren und meinen Schülern den Begriff going-to future
infrage zu stellen. Meine Argumentation ist, dass dieses Konstrukt keinesfalls ein grammatisches Tempus darstellt, sondern lediglich eine Redewendung, die hauptsächlich Absichten ausdrücken soll. Damit mag sie inhaltlich vielleicht Zukünftiges behandeln, ist aus grammatischer Sicht aber nichts anderes als ein present progressive
. Spätestens bei Sätzen wie dem folgenden muss klar werden, dass es kein Tempus mit Futur-Charakter hat:
I was going to tell you, but you were already gone home.
Ebenso weigere ich mich die zweite Person plural als etwas anderes als eben Plural zu vermitteln. Auch wenn die zweite Person singular stilistisch ein Archaismus geworden ist, so ist sie nicht ungültig geworden. Man mag vielleicht damit argumentieren, dass sie mit der Pluralform ersetzt worden ist, aber das macht die Pluralform noch zu keinem Singular:
Hast thou spoken with him?
Have you spoken with him?
Was muss ein Anfänger wissen? Er muss wissen, wie er das Vermittelte einordnen muss. Und da ist es manchmal sinnvoll, mit halben Wahrheiten zu beginnen, damit man später das Wissen verfeinern kann. Aber das willst Du nicht wissen, da Du meinst, dass viel zu viele Selbstlerner auf halben Wege mit einem Tutorial aufhören und dann im beruflichen Umfeld mit diesem unfertigen Wissensstand Unheil anrichten.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.