@@Felix Riesterer
Ist Dir bewusst, dass manche Menschen gar nicht wissen, dass sie intersex sind, sondern sich als entweder Mann oder Frau sehen?
Von mir aus auch das.
Diese Erkenntnis, dass Personen, die sich non-binary fühlen, nicht automatisch intersex sind, halte ich für wesentlich, denn sie unterscheidet zwischen einer biologischen Besonderheit und einem Gemütszustand.
„Gemütszustand“ ist wohl ein unpassendes Wort. Das klingt nach „heute so, morgen wieder anders“. Die empfundene Zugehörigkeit zu einem Geschlecht oder eben die Nichtzugehörigkeit ist bei den Personen aber dauerhaft.
Für Probleme mit biologischen Besonderheiten ist ein Mediziner zuständig, für Probleme mit dem Gemütszustand ein Therapeut oder Psychiater.
Da schwingt immer noch mit, dass die Besonderheit der empfundenen Nichtzugehörigkeit zu einem binären Geschlecht ein Problem wäre. Und gar noch eins, das therapiert werden müsste. Das ist es nicht!
… Sprache, die verändert werden soll. Und hier ist non-binary eine Frage der Selbstsicht eines Individuums. Das Beharren auf einer Selbstsicht als "weder noch" führt eben zu Problemen, weswegen wir diese Diskussion überhaupt führen.
Ja, im Deutschen haben wir es da schwieriger als im Englischen, wo Relativsätze mit dem geschlechtsneutralen who beginnen (bei uns der oder die) und wo es das singular they gibt (was bei uns auch nicht geht, da they und she im Deutschen beides sie heißt).
Singular they? Ja, bitteschön: “In their talk ‘Diverse representations in design and awkward conversations with colleagues’, Eriol Fox of Ushahidi took us on a time-travel through some of their experiences of gradually learning to identify, speak up about, and develop strategies against lack of diversity in design practice.” [Sebastian Greger: IxDA Berlin #69: Inclusion and diversity – first hand]
Ich hatte nach einem Video von dem IxDA-Berlin-Talk gesucht … Aber den Talk gibt’s auch von #ID24. Ansehen lohnt. Und schon kennst du eine Person, die sich nicht als binär sieht.
Wenn ich beim Bäcker aber sage "Die Dame war vor mir dran." und die Person empfindet das als Geringschätzung oder gar als Verletzung, dann ist ihr aus meiner Sicht nur von einem Therapeuten oder einem Psychiater zu helfen.
Da kannst du in der Tat nur dein Bestes tun und nach dem äußeren Erscheinungsbild gehen (es sei denn, du kennst die Person und weißt, dass sie sich als divers sieht). Im Zweifel kannst du auch sagen: „Die Person war vor mir dran.“
Wie es an anderer Stelle heißt (weiß die Quelle nicht mehr, ging um internationale Anwendungen mit Namen von Personen und deren korrekte Anrede), sollte man in solchem Webdesign die Frage stellen "Wie sollen wir Sie nennen?".
Du meinst in Personennamen aus aller Welt den Abschnitt Konsequenzen für den Entwurf von Eingabefeldern und Datenbankfeldern?
Aber: Warum sollte ein Einwohnermeldeamt jetzt "divers" führen?
Dass es Personen gibt, die nicht männlich oder weiblich, sondern divers sind, sollte als Begründung ausreichen. Aber wenn du’s unbedingt brauchst: weil es gesetzlich vorgeschrieben ist.
Die Homo-Ehe in allen Ehren, aber für den Staat ist es eben nicht egal, ob es eine Hetero-Ehe, oder eine Homo-Ehe ist!
Warum nicht?
Und das hat gute Gründe!
Da klingen mir die Toten Hosen im Ohr: Es gibt tausend gute Gründe … Warum fällt mir jetzt auf einmal kein einziger mehr ein?
LLAP 🖖
„Wer durch Wissen und Erfahrung der Klügere ist, der sollte nicht nachgeben. Und nicht aufgeben.“ —Kurt Weidemann