Lieber Gunnar,
Das Problem existiert nicht nur in der Empfindung eines Individuums, sondern in der Empfindung vieler. Willst du denen allen einzeln sagen „Du bist die einzige mit diesem Problem. Besprich das mit deinem Therapeuten (m/w/d)“?
es ist jeweils ein individuelles Problem. Menschen können sich durchaus dazu entschließen, sich nicht mit dem Leben oder der Gesellschaft zu arrangieren. Diese Freiheit gestehe ich allen zu. Ich gestehe aber keinem Individuum zu, dass es die Allgemeinheit umerzieht, nur damit sich diese an das nicht-arrangieren-wollen des Individuums anpasst. Mit welchem Recht sollten sich viele an einige wenige anpassen müssen, vor allem wenn diese wenigen sich nicht an die vielen anpassen wollen? Sollte es nicht eher umgekehrt sein?
Die Negierung des Problems schafft es nicht aus der Welt. Die Frage ist, wie man damit umgeht:
Sehr richtig. Daher bin ich gegen political correctness. In allen ihren Facetten. Umbenennen ist eine Form der Negierung eines Problems. Und das hat in der Vergangenheit noch nie funktioniert, warum sollte es das jetzt?
- Voraussetzungen schaffen, die Frauen das Gefühl geben, im generischen Maskulinum mitgemeint zu sein
Welchen Sinn sollte das haben? Bist Du auch für die Bürgerinnenmeisterin? Was ein Unsinn! Wenn eine Frau sich nicht gemeint fühlt, bricht sie mit einer sehr langen Sprachtradition. Da stellt sich ganz schnell die Frage nach dem Warum. Hat sie einfach ein unerfülltes Geltungsbedürfnis? Immerhin ist Sprache etwas gewachsenes und ist damit einem alltagstauglichen Pragmatismus entsprungen. Dass der gegenwärtige Sprachgebrauch einen Sinn hat, ist damit bewiesen. Dass die künstliche Änderung desselben auch einen hätte, nicht.
Wir haben Bauarbeiter (aber nicht Bauarbeiterin). Wir haben Krankenschwester (aber nicht Krankenbruder). Warum das so ist hat historische Gegebenheiten als Ursachen. Natürlich kann man argumentieren, dass diese Gegebenheiten heute nicht mehr in allen Belangen gegeben sind (wir haben Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen, denn nicht jede Krankenpflegerin ist eine Ordensfrau), aber Gendern ist dafür keine Lösung.
Warum heißt es eigentlich der Mut? Ist Mut etwas männliches? Und warum heißt es die Stärke? Ist Stärke etwas weibliches? Die Sprache ist nicht das Problem, sondern die Betrachtungsweise einiger Menschen und Menschinnen.
- oder andere sprachliche Formen zu erschaffen.
Eben nicht! Das Problem ist kein sprachliches und kann daher mit sprachlichen Mitteln auch nicht gelöst werden. Auch nicht mit technischen, sonst gäbe es dafür längst eine App.
Ich persönlich bin eher für ersteres.
Du darfst sein, wofür Du willst. Da schreibe ich Dir nichts vor. Aber wenn es um Sinn geht, musst Du die Realität sehr genau prüfen.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.