Lieber Gunnar,
Bonelli spricht sich nicht für ein drittes Geschlecht aus, aber AFAIS auch nicht dagegen. Er thematisiert das in dem Vortrag überhaupt nicht.
interessante Wahrnehmung. Ich habe den ganzen ersten Teil seines Vortrages so verstanden, als dass es eine biologische Grundlage (das biologische Geschlecht) gibt, die dafür sorgt, dass sowohl Körperbau, als auch Gehirnstruktur davon in statistisch nachweisbarer Weise direkt geformt werden. Als Ergebnis haben wir dann die beiden Stereotypen männlich und weiblich, was das Aussehen und das Verhalten angeht.
Wo siehst Du da ein drittes Geschlecht in dieser Sichtweise?
In dem Vortrag geht es um die Unterschiede zwischen denjenigen, die sich als männlich bzw. weiblich sehen.
Das ist dann der Rest des Vortrags, was die biologische Ausgangssituation für den jeweiligen Menschen bedeutet. Die Ausgangssituation selbst ist aber entweder das eine oder das andere.
Selbst wo er die Unterschiede zwischen weiblichem und männlichem Gehirn sieht – das heißt nicht, dass es nichts dazwischen geben könnte.
Er spricht von Ausprägungen anhand einer genetischen Prädisposition. Die Ausprägung kann im gesamten Spektrum zwischen den beiden Stereotypen liegen. Das zu bestreiten ist nicht sinnvoll. Das tue ich auch nicht. Ich weigere mich nur eine dritte Option für das biologische Geschlecht anzuerkennen, was er anscheinend auch nicht tut.
Mit Überlappung, d.h. es gibt einige Frauen die „männlicher“ sind als einige Männer, und es gibt Männer, die „weiblicher“ sind als einige Frauen.
Und das lässt genügend Raum für Personen, die sich als weder weiblich noch männlich sehen:
Wie sie sich sehen, ist eine psychologische Angelegenheit. Die ist nicht immer unproblematisch, aber nicht biologisch. Sie kann durch biologische Faktoren in utero anteilig mit verursacht werden (Hormonspiegel etc.), ändert aber das biologische Geschlecht dieser Menschen nicht.
Wenn Du von "Geschlecht" schreibst, meinst Du dann biologisches Geschlecht, oder gender (empfundene Identität)?
Man sollte sich aber davor hüten, diese Ausnahmen als „abnormal“ zu bezeichen.
Wie sich ein Mensch fühlt, ist dessen Lebensrealität. Wenn jemand damit nicht klar kommt, dann ist das nicht gesund, also abnormal, und benötigt Behandlung. Das muss keine gender dysphoria sein, da gibt es alles mögliche andere auch.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.