Lieber marctrix,
Was mich noch mehr stört. Er beharrt ja darauf, dass es eine Definition von Männern und Frauen gibt. Das klingt für mich noch Glaubensdogma. Ideologie.
das ist nicht 100%ig korrekt. Ich beharre darauf, dass es eine biologische Definition von männlich und weiblich gibt. Es gibt ein biologisches Geschlecht. Das ist wissenschaftlicher Konsens. Was aber manche Menschen nicht davon abhält, genau dieses infrage zu stellen.
Wer sich nur ein klein wenig mit Wissenschaft beschäftigt weiß, dass sich solche Definitionen halten, bis sie widerlegt sind. Wenn wir nun neue Erkenntnisse haben, aufgrund der Aussage von vielen Menschen, dass sie sich nicht als Mann oder Frau fühlen, ist das erst mal nur der Ausgangspunkt für Überlegungen, ob wir nicht mehr definieren müssen, als Mann und Frau.
Mann und Frau ist nicht dasselbe wie männlich und weiblich. Jede Gesellschaft hat ihre Rollenbilder für ihre männlichen und weiblichen Mitglieder. Menschen, die sich aus dieser Einteilung lösen möchten, da sie für sich in Anspruch nehmen, weder Mann noch Frau zu sein, entziehen sich einem für die erdrückende Mehrheit der Gesellschaft Wohl bringenden System. Wenn sie dann sogar noch so weit gehen, dieses Wohl bringende System dafür zu kritisieren, dass es ihnen keinen Platz einräumt, dann stellt sich die Frage, wie dieses Problem zu lösen sei. Und machen wir uns nichts vor: Ein so komplexes System wie unsere abendländische Gesellschaft zu ändern ist eine sehr heikle Sache. Es ist viel leichter, etwas zum Schlechteren zu bewegen, als es wirklich zu verbessern. Daher sollten wir mit ausreichend Bedachtsamkeit zu Werke gehen.
Nun müssten (und werden sicher auch) Forschungen folgen, die belegen, dass unser binäres Modell ausreicht — oder nicht.
In welchem Feld willst Du forschen? Die Biologie hat längst geklärt, welche Möglichkeiten existieren. Auch die psychologische Forschung hat längst geklärt, welchen Sinn und Nutzen die Rollenbilder von Mann und Frau in den westlichen Industrienationen hatten und haben.
Die Gesellschaftswissenschaften hätten jetzt den Ball in der Hand. Es wird nicht diskutiert, inwiefern die Forderungen der Aktivisten verhältnismäßig sind, sondern was man alles tun könnte. Das Problem daran ist, dass unsere andernorts so angepriesenen "westlichen Werte" dabei Stück für Stück über Bord gehen. Nur stört das anscheinend nicht genügend Menschen, um gegen den Unsinn aufzubegehren.
Damit man mich bitte richtig verstehe: Natürlich möchte ich, dass alle Menschen in der Gesellschaft ihren Platz finden können. Jedoch bin ich nicht mit der gegenwärtig propagierten Mainstream-Haltung in allen Punkten einverstanden, da ich die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt sehe.
Um zu demonstrieren, was ich auf uns zukommen sehe:
Wer sich aber aufgrund von gestrigen Vorstellungen darauf festlegt, dass an einmal definierten Vorstellungen nie wieder gerüttelt werden darf, verbietet neuen Erkenntnissen den Weg in Forschung und Lehre per Dekret.
Da stimme ich Dir vorbehaltlos zu.
Und da sind wir dann tatsächlich ganz tief im rechten Sumpf. Was an der gewünschten gesellschaftlichen Ordnung rüttelt, darf nicht gedacht, nicht geschrieben und schon gar nicht veröffentlicht werden. Zumal man das Web im Gegensatz zu Büchern so schlecht verbrennen kann…
Du gehst eindeutig zu weit! Es ist nicht verboten, den Status Quo in Zweifel zu ziehen. Das ist sogar sinnvoll und heilsam, weil man Vorstellungen und Werte kritisch prüfen kann, um dann festzustellen, ob sie noch passen. Und hier sind wir an einem interessanten Punkt: Wer von uns beiden hat sich kritisch mit den Vorstellungen auseinander gesetzt? Ich habe mich mit den Ideen hinter den LGBTQwhatever-Aktivisten befasst und geprüft, wofür sie sich einsetzen. Dabei habe ich gesehen, welche politischen Forderungen sie stellen und welche politischen Reaktionen sie bewirkt haben. Daraufhin habe ich mir angesehen, welches Weltbild sie transportieren und welche Wirkung es auf unsere Gesellschaft hat. Natürlich kann ich dermaßen falsch und daneben liegen, weshalb ich gerne höre, was andere dazu zu sagen haben. Und es regt sich immer mehr Widerstand, der sagt, dass "die Linke" (also Aktivisten aus dem linken politischen Spektrum) in dieser Sache "zu weit gegangen" sei. Das mag weniger auf unser Land und unsere Gesellschaft zutreffen, aber auf USA und Canada trifft es auf jeden Fall zu. Und ich will nicht, dass deren Zustände auch hier Fuß fassen. Denn das tut weder uns noch denen gut.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.