Lieber marctrix,
Ja und ich rede die ganze Zeit von nichts anderem — ich sage doch gebetsmühlenartig nichts anderes, als dass es genetische Unterschiede zu Männern und Frauen gibt und du sagst, dass diese per definitionem aber mal den beiden Geschlechtern zugeordnet sind.
Und ich antworte da seit Tagen drauf: ja das stimmt,
ich sehe jetzt ein, dass wir bei den Fakten einer Meinung sind.
aber vielleicht ist die Zeit gekommen, dass mal zu überdenken. Natürlich mittels wissenschaftlicher Untersuchungen.
Das ist gut. Überdenken und prüfen fördert die Energie des Verstehens.
Seit Wochen vertrete ich darüber hinaus die These, dass sich diese Menschen vermutlich gar nicht wie (normale) Frauen und Männer fühlen können. Auch das könnte man mal untersuchen.
Ich vermute, dass in diesen Fällen die Gesellschaft als Ganzes nur wenig tun kann, um hier zu helfen. Wer eine Identitätskrise hat, muss da letzten Endes selbst einen Weg nach draußen finden. Dabei können andere Menschen sicherlich begleitend helfen (nicht nur Therapeuten, auch Vorbilder und enge Vertraute), aber die Krise tragen diese Menschen in sich und müssen sie an genau dieser Stelle überwinden.
Vielleicht kommt man am Ende zu dem objektiven Schluss, dass männlich und weiblich nicht ausreicht (und meiner Ansicht nach sprechen die meisten Indizien dafür).
Wir sollten uns angewöhnen, zwischen dem Begriff Geschlecht und dem Begriff gender zu unterscheiden. Wir beide sind uns hinsichtlich Geschlecht einig. Dieser Begriff hat mit männlich und weiblich zu tun, also mit der biologischen Grundlage, die die Fortpflanzung unserer Spezies betrifft.
Dagegen ist gender die selbstgewählte Identität, die sich eine Person zulegt. Ursprünglich ist dieser Begriff ein rein grammatikalischer gewesen, der das grammatische Geschlecht gemeint hat. Da kennen wir im Deutschen drei: Maskulinum, Femininum und Neutrum. Wer anhand dieser Analogie sein Wesen verstanden und eingeordnet wissen möchte, soll das doch tun. Und wenn eine Gesellschaft es in Ordnung findet, dass solche Menschen sich dadurch in eine Minderheit begeben, sie aber dennoch als "völlig normal" anerkennt, dann ist das von mir aus natürlich auch in Ordnung. Ich muss Menschen, die sich als non-binary sehen, ja nicht verstehen. Ich muss nur ihr Menschsein achten und ihre Menschenrechte respektieren.
Wenn es diesen Menschen hilft, sich mit einer Gruppe des dritten Geschlechtes zu identifizieren, finde ich das ziemlich wenig Aufwand für eine starke Verbesserung der Lebensqualität.
Hmm. So gesehen klingt es für mich eher nach Auffangbecken für alles, das nicht in die Kategorie Maskulinum oder Femininum passt. Ist dieses "dritte Geschlecht" (hier als Pendant zu Neutrum verstanden) wirklich ein genau so fest umrissener Begriff wie Maskulinum und Femininum?
Und nein, ich will nicht, dass Texte gegendert wird! Insofern wird niemand dadurch benachteiligt.
Da bin ich völlig und vorbehaltlos auf Deiner Seite.
Angehörige des "dritten Geschlechts" (es ist keines im eigentlichen Sinne, aber über den Namen will ich nicht streiten) machen einfach ein Kreuzten bei der dritten Option, wenn man nach dem Geschlecht fragt. Das sollte weder dich noch sonst wen stören…
Zukünftig fragt man sie lieber nach ihrem gender. Eine Frage nach ihrem Geschlecht würde man in welchem Kontext stellen wollen? Wann braucht man wozu genau eine Antwort auf diese Frage? Also außerhalb einer Arztpraxis jetzt.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.