Lieber Matthias,
Wie soll denn jetzt wieder "nichts davon zu sein" funktionieren? Damit kann ich nichts anfangen. Von mir aus mag eine Person sich "irgendwo zwischen Mann und Frau" verorten, aber "nichts davon" geht irgendwie nicht, denn dann wäre es eine Option, bei der die Person weder männliche noch weibliche Aspekte in sich trüge. Bei gender fluid hat sie doch von beidem so viel, dass sie sich auf keine der beiden Seiten festlegen lassen will, also im Grunde "irgendwie beides davon" sein müsste - oder habe ich "irgendwo dazwischen" jetzt falsch verstanden?
In dieser Beziehung bin ich auch bei dir.
ich habe gerade nach gender fluid in der Wikipedia gesucht. Dort wird man in der englischen Ausgabe auf die Seite zu Genderqueer geleitet. Auf selbiger findet sich dann dieser Satz:
A person who is genderfluid prefers to remain flexible about their gender identity rather than committing to a single gender. They may fluctuate between genders or express multiple genders at the same time. (Wikipedia)
So weit so anscheinend gut. Entspricht im weiteren (leider nur im weiteren!) Sinne unserem Konsens hier. Aber dann geht es gleich weiter:
An agender person ('a-' meaning "without"), also called genderless, genderfree, non-gendered, or ungendered, is someone who identifies as having no gender or being without a gender identity. (Wikipedia)
Hier kann ich einfach nicht mitgehen. Ohne gender ist aus meiner Sicht unmöglich und inakzeptabel. Das führt bei mir zur völligen Ablehnung der grundsätzlichen Idee von gender als etwas, das eine Person rein kognitiv für sich selbst bestimmt. Solcherlei ist für mich dazu geeignet, diejenigen, die das unterstützen oder gar für sich in Anspruch nehmen, als Spinner abzutun.
inter passt biologisch sicher am besten, wenn aber jemand von sich sagt, ich bin weder noch, dann ist das die eigene Selbstwahrnehmung, was für divers als übersetzung von verschieden spräche, weil das simple anders doch was Diskrimierendes hat.
Warum sollte jemand "weder noch" sagen? Warum nicht "beides"? Das klingt inklusiv und somit eher als etwas positives. Und warum sollte divers weniger diskriminierend klingen, als anders? Das klingt genau so weniger diskriminierend wie es die Begriffe negro, black, Afroamerican und person of color für die black community in Amerika tun. Es ist political correctness, die ich ablehne. Wer sein anders-Sein mit speziellen Vokabeln schönreden muss, wird keine dauerhafte gesellschaftliche Akzeptanz finden, sondern ewig neu benennen und ewig neu kämpfen. Da bin ich dagegen.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.