Stephan Huber: Bundestagsdebatte - Flut

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Hallo Heinz,

Hier geht es darum, dass der Staat in Deutschland eher dem Ausland hilft, als auf das eigene wohlergehen zu schauen. Siehe der Situation gerade, dass keine Kohle da ist für die eigenen Bürger aber Millarden Euro Staatshilfe für andere Länder fließt jeder Jahr.

Es wird ja Geld zur Verfügung gestellt, oder, wo ist das Problem? So wie ich Dich verstehe, sollte man lieber die Entwicklungshilfe für ein paar Jahre streichen, um den Flutgebieten zu helfen, deswegen mal ein bißchen was zur Entwicklungshilfe:

Der Entwicklungshilfehaushalt beträft im Moment ca. 3,5 Milliarden Euro, also weit unter dem, was jetzt als Sofortmaßnahme für den Osten bereitgestellt wird. Das sind ca. 1,5% des Haushalts, und 0,25% des Bruttosozialprodukts. Die Länder der "ersten Welt" haben sich in der UNO-Resolution 2626 im Jahre 1970, also vor 32 Jahren, verpflichtet, "möglichst bald" ihre Entwicklungshilfe auf 0,7% des BSP aufzustocken, was leider eine leere Versprechung geblieben ist.
Und das ist moralisch keine Verpflichtung zu einem "Almosen", sondern es ist ein Ausgleich dafür, daß die "erste Welt" diese Länder über Jahrhunderte ausgeplündert hat, und auch damit Ihren Reichtum begründet hat. (Peru z.B. könnte heute ein florierendes Land sein, wenn nicht Spanien im 16. und 17. Jahrhundert die gesamten Reichtümer des Landes nach Europa geschafft hätte).

Davon abgesehen schauen die Staaten leider auch heute noch mehr auf ihr Wohlergehen, als auf das anderer Staaten, ein Großteil der Entwicklungshilfeprojekte ist nichts anderes als indirekte Wirtschaftsförderung, viele Projekte der Entwicklungshilfe laufen immer noch nach dem Schema "Siemens baut Kraftwerk in ...", mit entsprechendem Zuschuss. Das heißt nicht, daß das für die Menschen nutzlos ist, auch ein Kraftwerk von Siemens liefert ja Energie, aber es ist nicht uneigennützig. Die "Milliarden von Euro Staatshilfe" sind also in großen Teilen einfach Wirtschaftssubventionen, und nichts, womit man sich moralisch brüsten sollte.

Aber nehmen wir mal kontrafaktisch an, es wären wirklich nur uneigennützige Gaben, die als Entwicklungshilfe fließen: warum sollen 100 Menschen in Afrika verhungern, damit irgendwo eine Autobahn schneller wieder aufgebaut werden kann? (Wegen der Flutkatastrophe muß hier keiner verhungern, so schlimm sie ist). Weil auf der Autobahn dann "Deutsche" fahren?

Viele Grüße
Stephan