Hallo Heinz,
also hab ich dich richtig verstanden, dass du der Meinung bist eher Geld nach Afrika zu schicken anstatt es für die Bürger in Deutschland zu verwenden ?
Nein, so einfach ist das nicht. Ich wollte nur darauf hinweisen, daß der Anteil der Entwicklungshilfe am Haushalt marginal ist. Es verwundert mich einfach, daß dann einem Vorschlag Beifall gespendet wird, der genau diesen marginalen Anteil verwenden will, anstatt dieses Geld anders aufzutreiben. Wenn der Entwicklungshilfehaushalt 1,5% beträgt, heißt das umgekehrt, daß 98,5% für die Bürger in Deutschland verwendet werden.
Und warum soll man ausgerechnet den Punkt im Haushalt streichen bzw. anderes verwenden, der einen humanitären Zweck verfolgt, bzw. verfolgen sollte, um einen anderen humanitären Zweck zu erreichen.
Da könnte man genauso in anderen, sehr viel größeren Teilhaushalten wie z.B. beim Verteidigungsministerium sparen. Komischerweise kommen aber die Argumente, die sich spezifisch auf den Entwicklungshaushalt stürzen, anscheinend besser an.
Wenn du moralisch wirklich der Überzeugung bist, dann kann ich davon ausgehen, dass du nahezu 80-90 % deines Gehaltes jeden Monat spendest, da du ja hier dennoch nicht verhungerst aber viele Menschen davor retten würdest. Nettes Ideal doch leider utopisch.
Ich weiß ja nicht, wo Du lebst, und wieviel Du verdienst, aber es ist doch wohl klar, daß man mit 10-20% eines "normalen Einkommens" hier nicht überleben kann (ohne Sozialhilfe o.ä in Anspruch zu nehmen). Ich habe ja auch nicht gefordert, irgendwelche riesigen Anteile als Entwicklungshilfe zu verwenden. Es geht mir nur darum, daß Du so tust, als wäre der marginale Beitrag, den wir als Staat für andere leisten, ein Verrat an den eigenen Bürgern.
Man muss doch mal ehrlich sein. Jeder Mensch denkt in Gemeinschaften.
Ja, mache ich auch nicht anders, und ich halte das auch für sinnvoll. Nur, der Kreis der Leute, die zu diesen Gemeinschaften gehören, ist recht beschränkt, nämlich Familie und Freunde, das sind maximal ein paar Hundert Menschen. Das ist etwas anderes als 80 Millionen. Die Ausweitung dieses natürlichen Gemeinschaftshandelns auf eine "Nation" ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts.
Über diese natürliche Gemeinschaft hinaus gibt es für mich nur noch Menschen, und ich sehe da keinen Unterschied zwischen der Familie in Sachsen und der in Angola. Der deutsche Staat ist für die Familie in Sachsen "zuständig", und natürlich muß er sich vorrangig um deren Belange kümmern, aber warum sollte man ausgerechnet den Ärmsten etwas nehmen, wenn es auch anders geht, außer man spekuliert wie Herr Schill auf irgendeine dumpfe Ausländerfeindlichkeit?
Natürlich muss man abwegen, ob es wichtiger ist meiner Frau einen Nerz-Mantel zu schenken oder die 30000 Euro an kleine Kinder in Somalia zu schicken, aber ich persönlich würde lieber meiner Frau und Kindern einen schönen Urlaub schenken, anstatt dieses Geld zu spenden. Ich spende jährlich meiner Überzeugung entsprechend genug Geld, aber ich würde meine Rücklagen für das Wohl meiner Familie niemals niedriger stellen als die jährlichen Spenden.
Was Du persönlich mit Deinem Geld machst, ist ja auch Deinem eigenem Gewissen überlassen. Es ging hier nur darum, was der Staat mit seinen Geldern machen soll, und ob 1,5% des Staatshaushaltes nicht sowieso schon wenig genug sind.
Viele Grüße
Stephan