Sup!
- Arbeitslose werden zu Deppen gestempelt ("Niedrigqualifiziert" und dgl.)
- Das Problem der ungerechten Verteilung wird ausgeklammert und wie selbstverständlich den Arbeitslosen die Jobs zugeschoben, die keiner machen oder keiner bezahlen will.
So ist die Diskussion verlogen.
Nun, ich muss einräumen, dass manchmal auch "[zu] hoch qualifizierte" arbeitslos sind, was dann möglicherweise mit dem extremen Aufwand zusammenhängt, selbst ein Unternehmen zu gründen.
Was die ungerechte Verteilung angeht so ist "ungerechte Verteilung" leider ein Hauptbestandteil des menschlichen Lebens, denn sowohl Herkunft als auch Gaben und Begabungen werden absolut ungerecht verteilt - aber dazu später mehr.
Ich behaupte ja immer noch: Das Problem ist, dass wir immer weniger Leute für die lebensnotwendigen Aufgaben brauchen
ganz genau! Und das ist so, weil vorige Generationen diesen Wohlstand aufgebaut haben: _alle_ auch und gerade die "Deppen", z.B. die im Bergbau. Jetzt soll aber nicht die ganze Breite der Bevölkerung davon profitieren, sondern nur ein Teil.
Naja...
Es ist doch klar, dass von einer Veränderung der Verhältnisse manche Leute mehr profitieren als andere, das ist ein ganz normaler Vorgang. Und aus der Lebensrealität der Vorgängergeneration abzuleiten, die Verdienste dieser Generation müssten nun (quasi nach dem Sippenhaft-Prinzip) allen zugute kommen, ist auch nicht unbedingt logisch, sondern eher ein netter sozialer Wunsch.
Einen "hochqualifizierten" Arbeitsplatz innezuhaben ist ein Besitzstand. An diesem Arbeitsplatz (z.B. Kraftwerk steuern) verdient einer u.a. die Zinsen des Kapitals, das die besagten vorigen Generationen erschaffen haben. Klingelts? Das ist eine willkürliche Umverteilung auf eine konzentrierte Minderheit.
Ich meine, Willkür setzt Absicht voraus, und ich denke, die Globalisierung und Automatisierung der Wirtschaft ist nur bedingt "absichtlich" entstanden. Also würde ich hier nicht von willkürlicher Umverteilung sprechen, sondern einfach von besorgniserregenden sozialen Verwerfungen in der Gesellschaft aufgrund veränderter Rahmenbedingungen.
Wir werden in Zukunft immer weniger Arbeit haben und es ist eine gesellschaftliche Aufgabe auch die erfüllenden Arbeiten gerecht zu verteilen.
Es macht aber keinen Sinn, Arbeit im Zeitscheiben-Verfahren zu verteilen, und es macht Sinn, Arbeit jeweils an die Best-Qualifizierten zu vergeben.
Es ist aber wichtig, dass jeder Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg hat und irgendwelche Chancen auf Arbeit bzw. bessere Arbeit - also muss für die Arbeitslosen dringend sinnvolle Arbeit her, um soziale Unruhen zu vermeiden.
"Sinnvoll" kann allerdings IMHO auch Tüten-Packen im Supermarkt sein bzw. sollte alles bezeichnen, was produktiv ist bzw. eine sinnvolle Dienstleistung.
Bleibt das Heranschaffen des Geldes für die Bezahlung der Importe - das wird hauptsächlich von wenigen Hochgebildeten erledigt,
und davon gibt es nicht nur die paar, die einen guten Job bekommen. Einen guten Job zu bekommen hängt noch von ganz anderen Faktoren ab: kann der sich verkaufen? u.ä.
Gleitest Du nicht gerade in eine Fundamentalkritik an der Marktwirtschaft ab, bzw. in eine gewisse Verzweiflung darüber, dass die Chancen ungerecht verteilt sind?
Also wieder mal meine These: Diese Niedrigqualifizierten müssten für die Hochqualifizierten und gegenseitig Dienstleistungen erbringen, weil man sie sonst für nichts braucht bzw. brauchen kann
wenn es wirklich nur um Niedrigqualifizierte ginge, wäre das Problem auch mit anständiger Bezahlung schon in den Griff zu bekommen. Aber dem steht leider eine massive Werteverschiebung entgegen. Ich habe während meiner Ausbildung nebenher geputzt und kann nicht verstehen, daß diese schwere Arbeit so schlecht bezahlt wird.
Weil diese Arbeit jeder in drei Tagen erlernen kann, der sich etwas Mühe gibt. Der Markt, quasi die Versteigerung des Jobs führt dann dazu, dass sich unter den vielen vielen Kandidaten immer irgendwer findet, der den Job für wenig Geld macht.
Die bessere Bezahlung von z.B. Ärzten gegenüber Raumpflegern resultiert aus der langen Ausbildung, die man als Arzt braucht. Ist das so ungerecht?
Hinzu kommt, dass die Gewerkschaften teilweise die Einkommensschere zusätzlich verschlimmern, indem sie für "ihre Leute" gute Bezüge erkämpfen, so dass dann für den Rest des Personals umso weniger übrigbleibt.
Gerade die, die sich eine Putzfrau (oder -mann) leisten, könnten ruhig weniger geizig sein.
Manche vererben ja ihrem Butler dann 100.000 Euro... aber Scherz beiseite, warum sollte man als "Reicher" übertrieben generös sein? Das würde doch nur so "Hach, ich bin ja sooo reich" - protzig wirken, oder? Zudem sind nicht genug Leute reich, um unsere ganzen Arbeitslosen zu beschäftigen, und die Kosten, um jemanden zu beschäftigen, sind enorm - da gibt's dieses von mir schon oft zitierte Beispiel, dass Handwerker A und Handwerker B mit gleichem Einkommen jeweils drei Stunden arbeiten müssen, um sich gegenseitig jeweils eine Stunde zu beschäftigen.
Das heisst im Klartext, wenn jemand hypothetisch eine Haushälterin 8 Stunden am Tag engagieren wollte, dann müsste er mindestens das vierfache verdienen, damit er nachher das gleiche Gehalt wie die Haushälterin für sich übrig hat, nachdem er 75% seines eigenen Gehalts für diese ausgegeben hat. Denn durch Steuern und Sozialversicherung kostet Arbeit enorm viel.
Ich denke darum wie schon dreimal gesagt, dass die Lohnnebenkosten gesenkt werden müssen, damit auch Normalverdiener die Arbeit anderer öfter in Anspruch nehmen können.
Statt dessen wird viel Geld für Prestigeobjekt verplempert.
Ist das schlecht? Bestimmt werden Lange & Söhne - Uhren, Volkswagen Phaetons und Teakholz-Möbel in Handarbeit und sehr arbeitsintensiv hergestellt - was bessere könnte jemand "reiches" also doch gar nicht machen, als ein Geld so auf hart arbeitende Handwerker umzuverteilen?
Ich meine, daß die Bezahlung verschiedener Arbeiten zu weit auseinander liegt. Ich brauche nicht so viel, wie ein durchschnittlicher Facharbeiter verdient, oder die Leute bei Daimler.
Das liegt an den Qualifikationen (wer einen Job macht, der wenig Ausbildung braucht, bekommt wenig) und - wie gesagt - auch an den Gewerkschaften, die für ihre Klientel immer mehr rausholen und für den unbeschäftigten Bodensatz der Gesellschaft nichts. Dadurch wird die Chance auf Wiedereinstellung in ein tarifliches Arbeitsverhältnis für die, die einmal arbeitslos sind, immer geringer, denn wenn der Tariflohn sehr hoch ist, dann stellen die Firmen natürlich nur ein, wenn es super-glänzend läuft. Da die einmal arbeitslosen Lücken im Lebenslauf haben etc., bekommen sie so höchstens noch Hilfs-Jobs, die nicht tariflich bezahlt werden, oder befristete Stellen.
Aber ich bin auch nicht bereit, die anstrengendsten Arbeiten zu machen, die übrigbleiben, für einen Lohn, von dem ich mir gerade die Wohnung und das Bier leisten kann. Zeit für was anderes bleibt bei so einem Job eh nicht.
Da solche Bedinungen für Jahrtausende relativ klaglos akzeptiert wurden, ist die Frage, ob das nicht eher ein mentales Problem ist, verursacht durch das immer propagierte Streben nach Selbstverwirklichung, als ein realistisch gesehen korrigierbares gesellschaftlich-beschäftigungspolitisches Problem.
Wenn Du den Tag geputzt, Park gefegt oder Steine geschleppt hast, ist die einzige Idee abends: Bier und dann ins Bett.
Kenn' ich, ich habe ja gedient etc..
Gruesse,
Bio
Man kann aus Ackergaeulen keine Rennpferde machen