Liebe(r) link,
Ist die natürliche Entwicklung nicht, dass neue Dinge einfach verwendet werden?
nein. Die natürliche Entwicklung ist, dass von der Allgemeinheit als notwendig empfundene Dinge spontan(!) verwendet werden, bis sich eine Art Gewohnheit daraus entwickelt, die in letzter Konsequenz ihren Weg in die Sprachbücher wie z.B. den Duden findet.
Ist es ein Problem, dass es hier Menschen gab, die sich bevor sie Veränderung ihrer Sprache vorgenommen haben, explizit Gedanken gemacht haben?
Ja, das ist es. Du musst das nicht einsehen, aber wer genauer nachforscht, stellt fest, dass hier kein spontaner Prozess seinen natürlichen(!) Lauf nimmt, sondern dass hier künstlich(!) in denselben eingegriffen wird. Die Motive hinter diesem Eingriff sind außerdem einer fragwürdigen Ideologie entsprungen, die Du zu den Neo-Marxismen zählen kannst.
Für mich wirkte es bisher so, dass du nach deinem Sprachgefühl argumentierst und diese Sprachveränderung ohne explizit genannten Grund ablehnst.
Ich habe Dir einen Grund genannt. Es steht Dir frei ihn nicht zu akzeptieren. Dass jemand mit seinem Sprachgefühl argumentiert, ist völlig richtig, wenn über den natürlichen Veränderungsprozess einer Sprache reflektiert werden soll, denn genau dieses Gefühl ist es ja, das diesen ausmacht!
Veränderung abzulehnen ist konservativ.
Nein, das ist Konservatismus. Konservativ ist, sich mit Veränderungen schwer zu tun und den Status quo zu bevorzugen.
Vielleicht, aber vielleicht hat auch eine Mehrheit der Betroffenen für sie dringlichere Dinge zu tun, nicht ausreichend oder falsch informiert sind oder kein Interesse haben oder...,
In Bezug auf die Gender-Debatte? Da fühlen sicherlich viele Schweigende, dass das eine fehlgeleitete Bewegung ist, deren Auswüchse zu höchst befremdlichen Ergebnissen führen. Aber wenn man sich eben nicht aktiv informiert und sich von den Aktivisten hinter diesen Auswüchsen blenden lässt, dann empfindet man große Unsicherheit, diesen Unsinn auch standhaft als solchen zu bezeichnen.
Ich habe (gefühlt) ein Problem damit beim generischen Maskulinum nicht in Stereotypen zu verfallen; ich vermute, das geht anderen auch so. Gender-Gap u.ä. helfen mir dabei das bewusst zu sehen, für mich ist das ein Gewinn.
Hier bist Du der Gender-Mainstream-Ideologie zum Opfer gefallen. Nein, es ist für Dich kein Gewinn. Das hast Du Dir nur einreden lassen. Das Beschädigen der Sprache ist nur ein Hindernis, keine Lösung. Eine Lösung wäre, die Grundlage dieser Ideologie zu prüfen und ihre Mängel zu entlarven, um sie als den Unsinn bloßzustellen, der sie tatsächlich ist.
fürs Binnen-I gibt es aber Untersuchungen, die zeigen, dass es das Textverständnis im Allgemeinen nicht oder unwesentlich stört, z.B. zitiert im anderswo verlinkten Text).
Hast Du untersucht, in wessen Auftrag die Untersuchung durchgeführt wurde, und mit welchen Methoden? In der Gender-Mainstream-Debatte ist sehr auffällig, dass leider mit viel pseudowissenschaftlichen Methoden zu Werke gegangen wurde. Ich traue diesem von Dir verlinkten Blogartikel nicht!
Nein, ich würde sie gerne mehr sehen, ebenso wie einfache Sprache, aber ich möchte auch nicht in einer Welt leben, in der es nur einfache Sprache gibt.
Wenn es einen Bedarf für einfache Sprache gibt, dann ist das für sich schon ein Problem! Unsere Medienwelt trägt nicht gerade zur Lösung dieses Problems bei, sondern verschärft es eher, indem das Lesen von anspruchsvolleren Texten durch mehr Bildschirmkonsum (audiovisuelle Inhalte) und Chat (Messenger-Apps wie z.B. WhatsApp) verdrängt werden. Das ist ein Problem, das in den Bereich der Bildung fällt. Aber auch hier wird seit Jahrzehnten immer mehr reduziert.
Die Verwendung gegenderter Sprache wird de facto immer häufiger vorgeschrieben — weil offensichtlich die Mehrheit der Menschen freiwillig nicht bereit ist den Merhaufwand für den angeblichen Nutzen zu betreiben.
Darin sehe ich kein grundsätzliches Problem, in einer Gemeinschaft gibt es diverse Dinge, die vorgeschrieben werden müssen, damit sie sich durchsetzen (z.B. Steuern, Recycling, Rechtschreibung …)
Deine Beispiele haben alle nicht die Sprache selbst zum Inhalt. Warum sollte erzwungene Sprache ein richtiger Weg sein? Wer darf mir als freiem Bürger vorschreiben, was ich zu sagen habe? Spoiler: Niemand! Es darf mir allenfalls verboten werden, ganz gewisse Dinge zu sagen, wie z.B. den Hitlergruß und dergleichen.
In meinen Augen ist es ein Experiment, ob es sich durchsetzt oder nicht, istoffen, welche Vor- und Nachteile es hat, wird untersucht; so wie sich deine Postings hier im Thread lesen, bist du schon zu einem für dich eindeutigen Urteil gekommen, andere offenbar noch nicht.
Es ist kein Experiment. Es ist eine Ideologie, die es bereits geschafft hat, dass gesetzliche Grundlagen verändert wurden. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu einem Experiment! Und wenn es scheitern sollte, wer trägt die Verantwortung für den Schaden? Wer leistet die notwendige Wiedergutmachung? Wo ist die Risikoanalyse für mögliche Schäden?
Was gibt es da viel zu überlegen? Frauen werden beim generischen Maskulinum oft nicht mitgedacht und können damit mehrheitlich gut leben.
Heißt es jetzt Bürgermeister, Bürgerinnenmeister, Bürgermeisterin oder Bürgerinnenmeisterin? Offensichtlich hat sich die Idee eines generischen Maskulinums über Jahrhunderte bewährt! Warum es jetzt mutwillig zerstören? In der Geschichte der Menschheit ging es Frauen noch nie so gut wie gerade jetzt in den westlichen Industrienationen! Und "schuld" daran sind nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer!
Falls Du wissen willst, was beschlagenere Leute über gegenderte Sprache zu sagen haben, hier zwei Youtube-Links:
- Dr. Tomas Kubelik: Wie Gendern unsere Sprache verhunzt
- Prof . Dr. Manfred Spieker: Gender aus sozialethischer Sicht
Abtreibungen dürfen nicht beworben werden und Frauen können damit gut leben… Schwulen Sex haben war illegal, die meisten Männer konnten damit gut leben…
Was ist denn das für eine Argumentationskultur? Was willst Du denn damit sagen?
Die geänderte Rechtslage für Schwule hat viel Leid erspart und mehr Menschlichkeit und menschenwürdiges Leben ermöglicht. Es war wichtig und richtig hier nachzujustieren. Die "Homo-Ehe" meine ich damit allerdings nicht, denn diese ist ein darüber hinaus gehendes eigenes Thema.
Eine Abtreibung muss eine Frau und der jeweilige Mann mit dem eigenen Gewissen vereinbaren können - und die Person, die die Abtreibung durchführt. Je mehr eine Gesellschaft das reglementiert, desto größer das Leid und die rechtliche Bedrohung für die Betroffenen. Eine Abtreibung ist eine ernste Sache für die Betroffenen! Die haben schon genug Probleme, die sie zu diesem verzweifelten Schritt treiben, als dass sie noch weiteren Druck benötigen, der von staatlicher Seite kommt.
Würde der Staat sagen, dass er sich um das Baby kümmert, es als Mündel versorgt, und deshalb grundsätzlich eine Abtreibung verbietet, um jedes Leben zu schützen, könnte ich mit einer solchen Reglementierung einverstanden sein. Aber so schwingt sich der Staat auf, intimste Lebensbereiche zu reglementieren und strafrechtlich relevant zu machen, um die Betroffenen dann mit ihren Sorgen und Nöten alleine zu lassen.
Zusätzlich geht es beim Gendersternchen ja ausdrücklich nicht nur um die altbekannten zwei biologischen Geschlechter, sondern auch um den Rest
Um welchen Rest bitte? Sprechen wir von biologischen Gegebenheiten, oder von persönlichen Gefühlslagen wie (mein Favorit:) das moon gender, welches nur des Nachts in Erscheinung tritt?
Ich möchte allen Menschen, egal wie verrückt sie sich geben, den vollen Umfang der internationalen Menschenrechte zugestehen. Aber nicht mehr!
und der Schutz von Minderheiten und Marginalisierten ist in einer Demokratie verdammt wichtig (selbst wenn diese Minderheiten sich dessen nicht bewusst sind).
Den genießen sie bereits. Die Gender-Mainstream-Ideologie ist damit aber leider noch nicht zufrieden. Daher kann man sehr gut sehen, dass es ihr überhaupt nicht um den Schutz von Minderheiten geht, sondern um das Stürzen von Machtverhältnissen. Hier kommt wieder der von mir schon angesprochene Neo-Marxismus ins Spiel, denn angelehnt an den "klassischen Marxismus", der die Welt in Unterdrücker (Inhaber von Produktionsmitteln) und Unterdrückte (das Proletariat) unterteilte, tut das auch die Gender-Ideologie, indem sie von Unterdrückern (alle, die Mainstream sind, vor allem Männer und darunter vor allem die weißen Männer) und Unterdrückten (LGBTQwhatever) sprechen. Damit geben sie keine Ruhe, bis die bestehenden Machtstrukturen gestürzt worden sind. Tja, aber was soll danach kommen? Darauf haben sie keine Antwort. Brauchen sie ja auch nicht. Sie haben ja dann die Macht.
Umgekehrt fände ich es ok, wenn sich neben dem generischen Maskulinum ein generisches Femininum etablieren könnte. Ich weiß schon von einer Universität, die alle Immatrikuierten als Studentinnen anredet. Finde ich pragmatisch und gangbar und ich stehe der Möglichkeit, dann nicht "mitgedacht" zu werden ebenso gleichgültig gegenüber, wie die Mehrheit der Frauen das generische Maskulinum einer aufgesetzten Möchtegern-Gerechtigkeit vorzieht.
Das finde ich gut.
Ihr wollt also die Bürgerinnenmeisterin? Wozu? Was wird dadurch tatsächlich messbar besser? Der Papierverbrauch?
Dass das Gendersternchen grundsätzlich neue Barrieren aufbaut, sehe ich in diesem Thread aber bisher auch nicht belegt, alle bisherigen Gegenargumente klingen rein subjektiv, und dass die subjektive Einschätzung von Textverständnis durchaus von einer objektiven abweichen kann, ist im obig verlinkten Text ja auch dargestellt.
Und dieser Text selbst ist rein objektiv? Wo sind die Links zu den Studien, die die behauptete Diskriminierung gemessen haben? Wo sind die Verbindungen zu anderen Forschungsergebnissen, auf die sich die in der Studie verwendeten Methoden beziehen? Wo ist die wissenschaftliche Fundierung? Dieser Professor muss das in seinem Blog nicht angeben, es ist ja keine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift, sondern nur ein Blog. Aber wenn ich solche "Forschung" ernst nehmen soll, dann muss sie den gleichen Standard wissenschaftlichen Arbeitens haben, wie in anderen Disziplinen auch. Dazu gehört auch Peer Review, also das Bezugnehmen auf andere wissenschaftliche Veröffentlichungen, die die eigenen (Be)Funde stützen.
P.S. Ich fände es schade, würde dieser Teilthread nicht archiviert werden, lässt sich daran etwas ändern?
Ändere lieber etwas an dem Gender-Wahnsinn, oder daran, dass er immer weiter um sich greift! Das wäre wirklich ein Gewinn für die Allgemeinheit. Und wie immer hilft es, sich wirklich kundig zu machen.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.