Lieber Camping_RIDER,
Alle Frauen mit "Herr Soundso" anzusprechen ist nichts dergleichen. Es ist eine völlig emotionslose Entscheidung, die jeweilige Person eben nun so anzusprechen, ohne sie dabei herabwürdigen zu wollen.
wenn sich die so angesprochenen Frauen persönlich angegriffen fühlen, und wenn das mehrfach zur Anzeige kommt, dann bist Du in der Verlegenheit, dem Richter die Gründe Deines Tuns begreiflich zu machen. Dann trifft graue Theorie auf bunte Wirklichkeit.
Gender-Mainstreaming-Aktivisten versuchen, Gender-Fragen (im Sinne von Gender-Angelegenheiten, Dinge die mit Gender zu tun haben) zu roten Linien zu erheben, deren Übertretung mindestens moralisch verwerflich, bestenfalls sogar noch strafrechtlich verfolgbar sein soll. Das halte ich für verwerflich.
OK, hier sind wir einer Meinung.
Ab welcher Zahl ist es relevant? Die bisherige Diskussion stellt meinen Argumenten entgegen, dass die Zahl völlig irrelevant sei, da bedingungslos alle Menschen inkludiert werden sollen. Ist es bei Dir also doch eine Frage der Menge und damit der Verhältnismäßigkeit? Das stünde tatsächlich mehr auf meiner Seite.
Kommt ganz auf den Standpunkt an. Moralisch mag es so sein, dass bedingungslos alle Menschen inkludiert werden sollten. In der Realität benötigt es sicher eine gewisse Relevanz, bevor ein Thema tatsächlich angegangen wird – es gibt halt viele Dinge, die man in der Theorie angehen könnte.
Mir stellt sich eher die Frage, wie viele Menschen in der Gesellschaft von wie vielen anderen ein Umdenken fordern, und wie gut sie das begründen können. Wie der Verlauf in dieser Diskussion zeigt, wird das nicht immer so einfach zu beantworten sein.
Mir gings jetzt aber gar nicht darum, das zu beurteilen, obs um die Zahl geht. Mir war hier der Vergleich wichtig, und ich wollte die Frage nach den Zahlen dadurch von vornherein argumentativ entkräften, ohne beurteilen zu wollen, ob sie sich eigentlich stellt oder nicht.
Es ist aber vernünftig, diese Frage zu stellen. Immerhin soll hier ein komplexes System menschlicher Interaktionen verändert werden. Das ist keine triviale Angelegenheit. Da kann man mehr kaputt machen, als verbessern. Deshalb sollten wir uns alle verdammt sicher sein, dass wir hier das richtige tun.
Nun, das Einwohnermeldeamt fragt nach Geschlecht.
Hier stellt sich mir jetzt die Frage nach dem Zweck. Wozu wollen die mein "Geschlecht" wissen? Nur für die Statistik? Oder steckt dahinter noch mehr? Sie wollen auch meine Augenfarbe und Körpergröße wissen, nicht aber mein Gewicht...
Können wir uns darauf einigen, dass diese Angaben alle polizeilichen Hintergrund haben? Es geht darum, eine Person erkennungsdienstlich zu erfassen. Und wenn wir uns darauf geeinigt haben, dann geht Geschlecht in Zukunft hier wohl besser den Weg von gender. Denn was nützt es mir, wenn ich nach biologischen Tatsachen frage, die Person vor mir aber erkennungsdienstlich ermittelt werden soll und eben vom Phänotyp nicht zur biologischen Tatsache passt?
Auch die Wahlmöglichkeit "Divers" ist ein Geschlecht.
Nein, das ist definitiv gender.
Ich finde auch nicht, dass das so trennscharf ist. Das Wort Geschlecht mag vielleicht auch einfach eine Kombination aus sex und gender meinen.
Hier nicht zu trennen bringt uns in der Diskussion nicht weiter. Wir sollten unsere Nomenklatur sehr klar und sauber halten! Immerhin werfen wir zwei höchst unterschiedliche Konzepte in einen Topf, wenn wir nur von "Geschlecht" reden.
Aus biologischer Sicht gibt es kein divers. Nimmt man aber gender, gibt es plötzlich alles, was vorstellbar ist. Und wenn mich die Polizei nachts bei einer Kontrolle überprüft, und in meinem Pass steht moon gender (siehe New York), dann weiß sie ja, was sie mit meinem gender anfangen muss und ob ich wirklich die Person sein kann, deren Pass sie da gerade in Händen hält.
Das stimmt so nicht! Art. 3 GG. verbietet die Benachteiligung oder Bevorzugung anhand von Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat, Herkunft, Glauben sowie religiöser und politischer Anschauungen.
Nicht aufgrund aller möglicher Lebenseinstellungen.
Das Gesetz stammt aus einer Zeit, in der mit dem Begriff "Geschlecht" tatsächlich beides gemeint war, da man kein anderes gender kannte, als eben männlich und weiblich, und somit "gender" mit "Geschlecht" de facto synonym war.
Das Argument, dass ein drittes Geschlecht unter die Bestimmungen von Art. 3 GG fällt, eine reine Einstellung, sich non-binary zu fühlen, allerdings nicht, ist ein wichtiges Argument, um an der Stelle vor Benachteiligung zu schützen!
Man bräuchte lediglich den Begriff gender klar von Geschlecht trennen und das Gesetz umformulieren.
Und nur weil sich jemand als Frau erklärt, bedeutet das noch lange nicht, dass ihm seine Physis nicht sein Verhalten massiv formt und lenkt. Und das liegt eben doch an männlich und weiblich.
Quark. Wir haben bereits geklärt, dass es im Verhalten Männer gibt, die weiblicher sind als manche Frauen. Dieses Argument geht daneben.
Nein, nicht Quark. Die Forschung stützt das. Du solltest vielleicht berücksichtigen, dass "Mannsweiber" vielleicht einen deutlich höheren Testosteronspiegel in ihrem Metabolismus haben, als er statistisch bei weiblichen Menschen vorzufinden ist. Das ist ein physischer Einfluss, der nachweislich auch das Verhalten beeinflusst. Ebenso lenkt ein solcher Testosteronspiegel die Gehirnentwicklung eines Fötus' im Mutterleib. Es ist hoffentlich offensichtlich, dass Mädchen mit statistisch höherem Testosteron im Mutterleib mehr männliche Verhaltensweisen und Denkmuster entwickeln, weil das Testosteron die Gehirnentwicklung lenkt. Das kann man alles nachlesen!
Umgekehrt kann ein männlicher Mensch einen unterdurchschnittlichen Testosteronspiegel haben, der diesen Menschen weniger als Archetyp Mann auftreten lässt.
Ich will damit nicht behaupten, dass das Verhalten und Auftreten einer Person allein von physischen Faktoren bestimmt wird, aber dass diese einen wesentlichen Einfluss haben. Und die Forschung bestätigt das.
Ja, da mag es schwierige Konstellationen mit non-binary geben. Aber bitte lass uns das in der Diskussion von der gesetzlichen Anerkennung von non-binary trennen. Das eine ist eine Frage in der Kommunikation zwischen Bürgern, das andere eine Frage im Verhältnis Staat-Bürger.
Ich plädiere weiterhin für eine klare begriffliche Trennung zwischen Geschlecht und Gender.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.